Nach langer coronabedingter Zwangspause konnten wir endlich wieder eine gemeinsame Aktivität planen. Und da Klimaschutz uns alle angeht, verbanden wir das Angenehme mit dem Nützlichen.
Vergangenen Samstag trafen wir uns an der Klima Arena Sinsheim, einem von der Hopp-Stiftung initiierten und von der ‚gemeinnützigen Klimastiftung für Bürger‘ verwirklichten Projekt. Der ‚Lern- und Erlebnisort zum Klima‘ befindet sich in einem architektonisch durchdachten, beeindruckenden Energieplus-Gebäude. ‚Energieplushaus‘ bedeutet hierbei, dass ein Haus mehr Energie erzeugt als es im Jahresschnitt verbraucht. Durch viele Photovoltaikelemente wird der notwendige Strom erzeugt, ein sogenannter Eisspeicher speichert die Wärme des Wassers und gibt diese in der Heizperiode wieder ab, Sonnenkollektoren und begrünte Fassadenelemente ergänzen das energieautarke Konzept.
Nach einem Einführungsvortrag konnten wir die multimedial aufbereiteten Stationen erkunden und hierbei unser Wissen über Klima und Nachhaltigkeit ergänzen. Anschaulich und mit vielen spielerischen Elementen bestückt, lud uns die Ausstellung zum Mitmachen und Ausprobieren ein. Klimaveränderungen in der bisherigen Erdgeschichte, Klimaerwärmung der Neuzeit und ihre Folgen, Konzepte und Vorschläge für nachhaltiges Wohnen, für Mobilität, für Anpassungen im städtebaulichen Kontext und Maßnahmen für ein verändertes Konsumverhalten konnten durch vielfältige methodische Visualisierungselemente erlesen, ertastet und erfahren werden.
Dabei sparte die Ausstellung nicht mit mahnenden Szenarien, die uns unmissverständlich vor Augen führten, dass allein wir Menschen die Hauptverantwortung für den Treibhauseffekt auf unserer Erde tragen! Zuviel CO2, Methan und andere Treibhausgase werden in die Luft geblasen und lassen seit Beginn der industriellen Revolution (1850) die Erwärmung der Erdatmosphäre immer rascher steigen. „Die ganze Weltgemeinschaft sitzt im gleichen Boot.“ (Zitat aus der Ausstellung). Nur zusammen kann die Menschheit die Folgen der Erderwärmung eindämmen. Eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad ist seit der Klimakonferenz von Paris (2015) gemeinsames Ziel aller Staaten. Und dennoch ziehen wir Menschen immer noch nicht am gleichen Strang! Fortgesetzte Brandrodung im Amazonasgebiet oder auch Industrie- und Autoabgase aus den Wirtschaftsregionen der ganzen Welt lassen uns die Folgen für unseren Planeten immer intensiver erleben: durch den Anstieg des Meeresspiegels und die Erwärmung der Weltmeere nehmen Überschwemmungen zu, extreme Trockenheit und Trinkwasserknappheit treffen uns immer häufiger, u.v.m.
Die Ausstellung in der Sinsheimer Klimaarena sparte nicht mit mahnenden Worten und Schreckensvisionen, die in einer nicht mehr allzu fernen Zukunft für uns Menschen real werden können, wenn uns die Begrenzung des Treibhausgasausstoßes weltweit nicht gelingt!
Eindrücklich waren auch die großflächigen Fotos der Gletscher aus Bergregionen der ganzen Welt. Die großformatigen Fotos aus dem vergangenen Jahrhundert zeigten im Vergleich zu aktuellen Fotos (ca. 70 Jahre danach) eine erschreckende Veränderung unserer Natur, bedingt doch der Rückgang der Gletscher auch eine Verringerung der Artenvielfalt, eine gefährliche Auflockerung der Felsmassive, die negative Veränderung der Biotopstrukturen im Allgemeinen, u.v.m.
Auch wenn der Lernort Klimaarena vor allem für Schulklassen und Familien konzipiert ist, so werden dennoch für alle Besuchergruppen gleichermaßen Zusammenhänge zwischen menschlichem Verhalten und den Folgen für unseren ‚blauen Planeten‘ unmissverständlich vor Augen geführt.
Viele Anregungen aus dem Themenbereich städtische Mobilität (z.B. multimodale Nutzung von Verkehrsmitteln und Ansätze zur Eindämmung des Individualverkehrs) oder aus dem Themenbereich nachhaltige Stadtentwicklung (z.B. mehr Grün- und Wasserflächen für ein angenehmeres Mikroklima und für mehr Artenvielfalt, Vorgaben zu Dachbegrünungen, verstärkter Einsatz erneuerbarer Energien, usw.) können wir Gemeinderäte der Unabhängigen Liste mitnehmen in die kommunalpolitische Diskussion. Immer noch werden wirtschaftliche Interessen höher gewichtet als Klimaschutz. Hier gilt es Lösungsansätze zu finden, die unsere Gesellschaft mittragen kann und muss.
Derart ausführlich informiert beendeten wir unseren Ausflug in einer heimischen Gaststätte bei angeregten Gesprächen, die nach der langen Coronapause nötig waren oder einfach nur guttaten.
Zwischen Gletschernachbildung und blauem Planeten, beim Besuch der Klima-Ausstellung
Die ‚ULis‘ vor der begrünten Fassade der Klima Arena Sinsheim